Tastenzauber in tausend Facetten
Hayato Sumino (Cateen)
Montag, 27. Januar 2025 | 20 Uhr | Tonhalle, Mendelssohn-SaalProgramm
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
I. Präludium und Fuge C-Dur BWV 870
aus: Das Wohltemperierte Klavier II
Partita Nr. 2 c-Moll BWV 826
I. Sinfonia. Grave adagio – Andante – Allegro
II. Allemande
III. Courante
IV. Sarabande
V. Rondeaux
VI. Capriccio
Hayato Sumino (*1995)
New Birth (inspiriert von Frédéric Chopins Étude C-Dur op. 10 Nr. 1 „Wasserfall“)
Recollection (inspiriert von Frédéric Chopins Ballade Nr. 2 F-Dur op. 38)
Nikolai Kapustin (1937–2020)
I. Prelude. Allegro assai
II. Reverie. Moderato – Doppio movimento
III. Toccatina. Allegro
VII. Intermezzo. Allegretto
VIII. Finale. Prestissimo
aus: 8 Concert Studies op. 40
Pause
Hayato Sumino
Human Universe
3 Nocturnes
I. Pre Rain
II. After Dawn
III. Once in a Blue Moon
Alexander Skrjabin (1872–1915)
Sonate Nr. 5 Fis-Dur op. 53
Allegro. Impetuoso. Con stravaganza
Maurice Ravel (1875–1937)
Boléro M 81
Arrangement: Hayato Sumino
Besetzung
Hayato Sumino Klavier
Hayato und Cateen
Zu Anfang hielt er seinen wahren Namen online geheim. Hayato Sumino wollte nicht als Pop-Pianist geringschätzt werden und suchte sich ein Pseudonym für seinen YouTube-Kanal. Verspielt durfte er ruhig sein, der Name. Außerdem liebte der junge Mann Katzen – so fiel die Wahl auf „Cateen“.
Im zarten Alter von 11 Jahren, so berichtet Hayato Sumino im Interview, produzierte er seine ersten YouTube-Videos, 2006 müsste das also gewesen sein. Damals war seine berufliche Zukunft natürlich noch längst nicht beschlossen. Und es sollte auch noch einige Zeit dauern, bis er sich entschied, die Musik tatsächlich zu seinem Hauptberuf zu machen, immerhin gehört er zu den glücklichen Menschen, die gleich mehrere ausgeprägte Talente besitzen: Neben der musikalischen Ausbildung – internationale Auftritte und etliche Wettbewerbssiege inklusive – studierte er Mathematik und Informatik.
Konzerttipp
Werke von Field und Beethoven
2020 kam dann die Pandemie. Hayato Sumino hatte gerade sein Studium abgeschlossen, der Konzertbetrieb kam zum Erliegen. So konnte er sich voll auf seinen YouTube-Kanal konzentrieren, dessen Followerzahlen bald durch die Decke gingen. Das Erfolgsrezept? Vermutlich die bestechende Mischung aus herausragendem künstlerischem Niveau und Tiefgang sowie einer wunderbaren Verspieltheit und Experimentierfreude. Die Videos von Hayato Sumino alias Cateen sind nämlich keineswegs reine Konzertmitschnitte: Der Künstler nutzt die filmischen und technischen Möglichkeiten vielmehr, um daraus außerordentlich sehenswerte audiovisuelle Gesamtkunstwerke zu machen. Mittlerweile hatte Cateen auch sein Online-Inkognito gelüftet, und so verfolgten im Jahr 2021 45.000 Menschen seinen Auftritt beim renommierten Warschauer Chopin-Wettbewerb live online – eine bis dahin nie dagewesene Zahl.
Spätestens jetzt stand fest, dass Hayato Suminos Zukunft die Musik sein würde. Und bei diesem Karriereschritt war ihm sein YouTube-Ruhm keineswegs abträglich. Im Gegenteil: Gerade mit der ungeheuren Bandbreite seines musikalischen Könnens – vom Barock bis zur zeitgenössischen klassischen Musik, von Jazz über Pop bis hin zu Animé- und Computerspielmusik – begeistert er ein ebenso breites Publikum. Und so ergänzen seine beiden Künstlerpersönlichkeiten – er selbst bezeichnet Hayato als ernsthafter, Cateen hingegen als genussvoller und experimentierfreudiger – sich zum Bild eines Künstlers, dessen Spiel von einem schier unbegrenzten Facettenreichtum ist.
Human Universe
Heute ist der Japaner in den großen Konzertsälen der Welt zu hören – sowohl mit Solorezitalen als auch in Konzerten mit renommierten Orchestern. Dabei stellt er immer wieder unter Beweis, dass er nicht nur das klassische Repertoire perfekt beherrscht, sondern dass er auch die Fähigkeit besitzt, in außergewöhnlichen Programmen musikalische Verbindungslinien von der Vergangenheit in die Gegenwart zu ziehen.
Das ist auch das Motto seines Heinersdorff-Programms mit dem sprechenden Titel Human Universe. Hier begegnen Bach und Chopin Eigenkompositionen von Hayato Sumino – ja, komponieren kann er auch! – sowie hierzulande unbekannten Komponisten wie Nikolaj Kapustin und ausgefallenen Arrangements bekannter Werke. Ein besonderes Highlight: Hayato Suminos Bearbeitung von Maurice Ravels Boléro für Klavier. Viel Spaß!